Wie alles begann
1985 nahm ich meinen ersten Flamenco-Unterricht und bereits nach drei Monaten traf ich auf die legendäre Flora Albaicin. Sie war es die, wie man in Tanzkreisen sagt, in mir den „den Schlüssel zum Tor der Flamenco-Welt umdrehte“. Nach unzähligen Seminaren und Workshops in Deutschland fand ich 1987 durch einen glücklichen Umstand zu meiner Maestra im Flamenco – La Mariquilla aus Granada, die erste und einzige Profesora, die einen Lehrstuhl für Flamenco an der Universität von Granada innehat. Ich bekam dort ein Begabten-Stipendium und hatte bei ihr eine sehr intensive Ausbildung von 1988 bis 1993 und erlangte eine Titulation als Profesora de Flamenco, anerkannt von der Cátedra de Flamenco Mariquilla, an der Universität Granada. Es war auch Mariquilla, die mich, als meine Mentorin, ermutigte, eine Schule hier in Mannheim zu eröffnen, was ich auch 1988 in die Tat umsetzte. Seit 2011 ist meine Schule als einzige in Deutschland von der Cátedra Mariquilla als Lehrinstitut für Flamenco anerkannt. Alle Informationen über die Ausbildung finden Sie hier.
Meine Lehrmeister und Freunde
Natürlich haben mich bis heute sehr viele andere „Profesores“ stark beeinflusst und meinen Flamencostil mit- und weiterentwickelt – viele unterrichten bis zum heutigen Tag in meiner Schule. Mit allen verbindet mich eine starke Freundschaft und sie haben meinen tiefsten Respekt als Menschen und als Künstler. Deshalb möchte ich mich an dieser Stelle bei allen meinen Profesores für das große Wissen bedanken, das sie an mich weitergaben und –geben, für das in mich gesetzte Vertrauen und ihre Anerkennung.
Meine Berufung
Mit Leib und Seele bin ich Lehrerin, es gibt für mich nichts Schöneres, als die Entwicklung eines Schülers miterleben zu dürfen und daran teilzuhaben! Im Unterricht ist es mir wichtig, die Art von Faszination zu erwecken, die im Flamenco einfach entsteht, wenn profund und präzise, logisch didaktisch und vor allem einfühlsam die Basics vermittelt werden. Dazu ist es unabdingbar, in den Schülern die Zuneigung, Liebe und Afición zum Cante (Gesang) zu wecken, die einen Baile (Tanz) erst lebendig werden lassen. Die Liebe zur Musik, unterstützt von einem versierten Flamenco-Gitarrist, und die Begeisterung an der Bewegung und an der rhythmischen Fußtechnik lassen den Flamenco schnell zum Fieber werden.
Das Wissen und die Erfahrung, was Bühnenpräsenz, Spontaneität, Improvisation und Ausdruck betrifft, die ich während meiner langjährigen Bühnenkarriere erworben habe, gebe ich gerne und zu 100 % an meine Schüler weiter.
Ich habe den Auftrag, den mir damals Mariquilla erteilte – nach Deutschland zu gehen und Flamenco zu unterrichten – erfüllt. Wie sie einst prophezeite, haben sich ihre „Tangos de Granada“ über ganz Deutschland ausgebreitet. Ich bin stolz darauf, dass schon immer aus meiner Schule viele Dozenten und Tänzer hervorgegangen sind und werden.
Heute bin ich immer noch in „meinen“ Flamenco verliebt – mehr als je zuvor – und habe seit damals viele neue Wege beschritten, und tue das auch täglich aufs Neue. Ich freue mich, mit meinen Dozenten, den Gitarristen und Sängern, die mich in meiner Schule unterstützen, und allen Schülern weiterhin die Dulce des Flamencos zu entdecken, die Kraft zu spüren und dieses unbeschreibliche Gefühl zu erleben, wenn die Seele fliegt...
Spanien ist bei der diesjährigen Buchmesse in Frankfurt das Gastland. Um ein Gefühl für Land und Leute zu bekommen, hat sich der SWR2 mit dem Flamenco beschäftigt und Renate Wagner als Expertin interviewt.